Teil 1: Warum ist eine Wohnraumlüftung sicherheitsrelevant?
Kurzbeschreibung: Bei gleichzeitigem Betrieb einer Lüftungsanlage und einer Feuerstätte kann es im ungünstigsten Fall passieren, dass Abgase in den Aufenthaltsbereich von Menschen rückgesaugt werden. Das kann sehr rasch – wenige Minuten reichen – zu einer Kohlenmonoxidvergiftung führen, die tödlich enden kann. Die Gefahr tritt dann auf, wenn die Lüftungsanlage über die Abluftabsaugung im Aufenthaltsraum bzw. Aufstellraum der Feuerstätte Unterdruck erzeugt. In diesem Kontext sind aber in erster Linie Fortluftdunstabzugshauben wichtig, reine Abluftanlagen: sie weisen hier das größte Risikopotenzial auf, da sie große Mengen fördern und à priori nicht ausbalanciert sind. Sicherheitsaspekte bei Lüftungsanlagen
Eine Serie in drei Teilen.
Teil 1: Warum ist eine Wohnraumlüftung sicherheitsrelevant?
In diesem File soll auf die Sicherheitsaspekte eingegangen werden, die wesentlich sind, wenn eine Lüftungsanlage und eine Feuerstätte im selben Gebäude betrieben werden. Die Gefahr betrifft hier (im Extremfall) Leib und Leben, ein unsachgemäßes Vorgehen kann also tödliche Folgen haben. Wir zeigen, welche Gefahren bestehen, was gesetzlich vorgeschrieben ist und mit welchen Maßnahmen die Risiken auf ein vernachlässigbares Ausmaß minimiert werden können. Darüberhinaus wird in diesem Zusammenhang auch der wichtige Bereich einer Dunstabzughaube im Fortluftbetrieb betrachtet.
Die Gefahrenquelle und ihre Auswirkungen
Warum ist eine Wohnraumlüftung sicherheitsrelevant?
Zunächst stellt sich die Frage, wieso der Betrieb einer Lüftungsanlage und eine Feuerstätte im selben Gebäude überhaupt ein Sicherheitsrisiko darstellt. Dazu Wolfgang Leitzinger,
Experte für Lüftungstechnik und Inhaber des Büros Leitwolf:
Ing. Wolfgang Leitzinger:
Grundsätzlich ist es so, dass die Lüftungsanlage und die Feuerstätte bei gleichzeitigem Betrieb ein gewisses Risiko darstellen, d.h. wenn die Feuerstätte nicht dicht ist, wenn der Verbrennungsraum nicht dicht ist, können bei Unterdruck im Aufstellraum Rauchgase austreten, und das kann eine Gefahr darstellen für die Personen. Es kann durchaus auch passieren, dass das durch natürliche Druckdifferenzen auftritt. Es hängt einfach mit der luftdichten Gebäudehülle zusammen, d.h. wenn eine Feuerstätte nicht dicht ist, und es entsteht durch zum Beispiel durch Winddruck ein Unterdruck, dann kann es durchaus auch ohne Lüftungsanlage zu einer Gefahrensituation kommen.
(Wenn ich jetzt eine Lüftungsanlage einbaue in ein Gebäude, das bereits eine bestehende Feuerstätte hat, dann ist darauf zu achten, dass durch entsprechende Sicherheitseinrichtungen, zum Beispiel durch einen Druckwächter, sichergestellt ist, dass der im Aufstellraum entstehende Unterdruck nicht größer als 4 Pa ist. Dann kann ich damit sicherstellen, dass dann entsprechend das Lüftungsgerät ausschaltet oder eine entsprechende andere Einrichtung zum Beispiel Personen alarmiert, oder was auch immer passiert. D.h. es ist im Grunde genommen immer wichtig: Wer kommt als letzter sozusagen, entweder die Lüftungsanlage oder der Ofen. D.h.: Derjenige Professionist, der sozusagen am Schluss kommt, muss dafür sorgen dass die Sicherheit gewährleistet ist.)
Die Gefahr einer Kohlenmonoxidvergiftung
Die große Gefahr bei zurückgesaugten Abgasen geht von Kohlenmonoxid aus. Kohlenmonoxid entsteht de facto bei jeder Verbrennung - je unvollständiger die Verbrennung ist, umso mehr Kohlenmonoxid entsteht. Starke Kohlenmonoxidemissionen entstehen vor allem bei Biomasseöfen, die zu wenig Verbrennungsluft erhalten, z. B. weil sie zu früh abgesperrt wurden. Eine Kohlenmonoxidvergiftung kann leicht tödlich enden, wie Wolfgang Leitzinger betont:
Ing. Wolfgang Leitzinger:
Eine Kohlenmonoxidvergiftung, das ist im schwersten Fall tödlich, und ich denke, da geht es um Leib und Leben und daher ist es ein sehr wichtiges Thema, obwohl jetzt mir eigentlich kein Fall bekannt ist, wo es im Zusammenhang mit einer Wohnraumlüftung und einem Ofen zu einem tödlichen Zwischenfall gekommen ist. Das hört man sehr oft mit Gasgeräten, mit Durchlauferhitzern, in Verbindung mit Abluftsystemen wo es zu Austritten kommt, wo die Sicherheitseinrichtung versagt oder wo einfach die Gasgeräte schon lange nicht gewartet worden sind und deswegen dann irgendwann einmal ein Defekt auftritt und es durch Unterdruckbildung dann zu einem leider tödlichen Unfall kommt.
Man könnte vermuten, dass viele Stunden erforderlich seien, während derer Gas austritt, damit es zu einer ernsthaften Gefahr kommt. Dem ist nicht so: Bereits nach kurzer Zeit kann es zu Vergiftungen kommen:
Ing. Wolfgang Leitzinger:
Ich denke, es reichen schon wenige Minuten bei Kohlenmonoxid. Also wenn da unvollständige Verbrennung stattfindet, und ich sage einmal, meine Kinder spielen am Boden usw. und es ist eingeschaltet, dann kann in der Nähe vom Ofen schon eine relativ starke Vergiftung auftreten weil das Kohlenmonoxid relativ gut vom Körper aufgenommen wird und vor allem bei Kleinkindern usw. - die sind dann wahrscheinlich noch sensibler, denke ich- ist das einfach eine Gefahrensituation, also nicht nur wenn das stundenlang läuft, sondern es genügen wahrscheinlich eine Viertelstunde, 20 min.
Wieso kann eine Lüftungsanlage Luft netto aus der Wohnung absaugen?
Gehen wir der Sache auf den Grund. Eine erste technische Frage zu dem Gefahrenpotential lautet: Wie kann in den Innenräumen ein gefährlicher Unterdruck überhaupt entstehen, und wie kann insbesondere die Lüftungsanlage dazu beitragen bzw.: Wie kann es dazu kommen, dass eine Lüftungsanlage über ihr Abluftleitunggssystem mehr Volumen absaugt, als sie über das Zuluftleitungssystem ansaugt? Ein solcher Zustand ist in den meisten Fällen nicht gewollt. Die beiden Volumenströme sollten vielmehr gleich groß sein, auf eine Ausnahme kommen wir später zurück:
Ing. Wolfgang Leitzinger:
Im Grunde genommen ist eine kontrollierte Lüftung immer balanciert, d.h. Zu- und Abluftmassenstrom sind gleich groß oder annähernd gleich groß, und es kann jetzt dazu kommen, dass durch zum Beispiel eine Vereisung der Ansaugung der Zutritt oder der Durchlass für die Außenluft blockiert ist. Dadurch findet natürlich dann keine Förderung von Außenluft bzw. von Zuluft statt, und es wird ein Abluftüberschuss auftreten, und der führt dazu, dass ein Unterdruck entstehen kann im Gebäude. Das wäre also einmal das erste Störszenario. Das zweite wäre zum Beispiel, wenn der Zuluftventilator ausfällt also defekt ist, mechanisch oder elektrisch, und dann nur der Abluftventilator läuft. Da haben dann die meisten Geräte intern eine Sicherheitsabschaltung d.h.: Das gesamte Gerät schaltet ab und meldet eine Störung. D.h. es gibt diese diese Szenarien, dass es durch irgendeinen Einfluss zu einer Disbalance kommt, und das soll eben praktisch durch die Sicherheitseinrichtung entweder intern am Gerät oder durch einen entsprechenden Druckwächter unterbunden werden.
Achtung: Diese Balance zwischen Zu- und Abluftrate kann vom Lüftungsgerät automatisch hergestellt werden, bei guten Geräten ist das auch der Fall. Es gibt aber auch andere Geräte, die das nicht tun:
Ing. Wolfgang Leitzinger:
Ja also das kann passieren, wenn man Geräte, sozusagen eher exotische Geräte, verwendet, dass die diese Balanceregelung oder Sicherheitsüberwachungen nicht haben. Es gibt also auch Geräte die nicht konstantvolumengeregelt sind, die man einfach einstellt und die von Haus aus sozusagen eine Disbalance haben. Und bei sehr dichten Gebäuden kann es dazu kommen, dass ich praktisch ständig einen Unterdruck oder Überdruck im Gebäude erzeuge also nicht nur sozusagen beim Störfall sondern auch permanent, und da ist es dann eben notwendig, dass ich entsprechende Sicherheitseinrichtungen habe bei der Feuerstätte, falls sie nicht wirklich luftdicht ist, dass die einen gleichzeitigen Betrieb von Lüftungsanlage und Feuerstätte verhindert.
Unterschätzt: Fortluftdunstabzugshauben
Wir gehen hier auf ein Thema ein, an das man im Zusammenhang mit einer kontrollierten Wohnraumlüftung vielleicht nicht denkt, das aber ebenfalls zum Thema Lüftungsanlagen gehört, nämlich auf das Thema Dunstabzugshauben, insbesondere Fortluftdunstabzugshauben. Das Thema ist enorm wichtig, da Fortluftdunstabzugshauben aufgrund der sehr hohen Unterdrücke, die sie im Innenraum aufbauen können, eine viel größere Gefahr als eine kontrollierte Wohnraumlüftung darstellen.
Ing. Wolfgang Leitzinger:
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Ein Dunstabzug ist natürlich noch kritischer, weil die Luftmengen wesentlich höher sind, d.h., wenn ich so eine Fortlufthaube habe und die in Betrieb nehme, entstehen oft 10-15 Pa oder vielleicht sogar mehr Unterdruck, und damit besteht höchste Gefahr bei gleichzeitigem Betrieb mit so einem raumluftabhängigen System. Selbst mit einem raumluftunabhängigen hätte ich Bedenken, weil natürlich nichts hundertprozentig dicht ist, und ein kleiner Schaden an der Dichtung zum Beispiel der Feuerraumtür kann natürlich schon zu einem Austritt führen, bei so einem hohen Unterdruck. D.h.: So eine Fortlufthaube ist eigentlich in Verbindung mit einer Feuerstätte immer abzulehnen. Also da sollte man immer ein Umluftsystem wählen.
Teil 2: Sicherheitstechnische Maßnahmen
Kurzbeschreibung: Zunächst sollte Verbrennungsaußenluft möglichst widerstandsfrei zur Feuerstätte strömen können. DIe OIB-Richtlinie 6 regelt, dass für eine Feuerstätte ausreichend Verbrennungsluft zu sorgen ist. Wie das der Planer im einzelnen ausführt (z. B. Nachströmgitter) bleibt ihm überlassen. Für den Neubau ist auf jeden Fall eine externe Verbrennungsluftzufuhr vorzusehen. Wird eine Lüftungsanlage eingebaut, ist überdies ein Druckwächter einzubauen. Bei einem Kachelofen ist dies ausnahmsweise aufgrund seiner Betriebsweise (kurzer rascher Abbrand) nicht vorgeschrieben, wird aber empfohlen. Letzte Barriere im Sicherheitskonzept ist ein Kohlenmonoxidmelder, der mittels Alarmton auf Kohlenmonoxid hinweist, ihn sollte man auf jeden Fall vorsehen. Die Begriffe "raumluftunabhängige Feuerstätte" und "externe Verbrennungsluftzufuhr" werden voneinander unterschieden. eine externe Verbrennungsluftzufuhr sagt nicht aus, ob die Feuerstätte wirklich raumluftunabhängig ist (also darauf geprüft wurde, dass sie ausreichend dicht ist). Sicherheitsaspekte bei Lüftungsanlagen - Teil 2: Sicherheitstechnische Maßnahmen
Externe Verbrennungsluftzufuhr
Die wesentlichste sicherheitstechnische Maßnahme ist, die Verbrennungsluftzufuhr möglichst nicht direkt aus dem Innenraum zu beziehen, sondern über eine sogenannte externe Verbrennungsluftzufuhr, zuzuführen. In der Praxis erfolgt das über ein Rohr, das den Verbrennungsraum der Feuerstätte mit der Außenluft verbindet. Diese Zufuhr muss aus Gründen der Energieffizienz absperrbar sein, da sonst der warme Ofen durch Naturzug auskühlen kann. Dann wird Luft durch das Rohr von außen in die Feuerstätte und dann weiter in den Kamin strömen, selbst wenn keine Verbrennungsluft benötigt wird.
Die Verpflichtung zu einer direkten Verbrennungsluftzufuhr aus dem Freien ist in der OIB Richtline 3 für "Hygiene, Gesundheit und Umweltschutz" geregelt. Sie wurde zuletzt 2015 überarbeitet. Wörtlich heißt es in der Richtlinie:
Bei der Aufstellung von Feuerstätten ist darauf zu achten, dass die entsprechend der Auslegung benötigte Luftmenge zuströmen kann. Heizräume für raumluftabhängige Feuerungsanlagen müssen über eine Zuluftführung aus dem Freien verfügen.
Bei sonstigen Aufstellungsräumen kann die Verbrennungsluftzufuhr auch aus anderen Räumen erfolgen, wenn nachweislich beim Betrieb aller mechanischen und natürlichen Be- und Entlüftungsanlagen ausreichende Verbrennungsluft nachströmen kann."
Rudolf Haselböck vom österreichischen Kachelofenverband erläutert diese Vorgabe und nimmt speziell auch auf den Kachelofen bzw. das Hafnergewerbe bezug:
Rudolf Haselböck:
Also es gibt grundsätzlich, vom Gesetz her gibt es die OIB Richtlinien. Die wurden mittlerweile fast von jedem Bundesland in die Bauordnung übernommen, diese OIB Richtlinie. Vom Gesetz her gibt es eigentlich nur eine Vorschrift: Wenn eine Feuerstätte oder ein Heizgerät da drinnen ist, muss für ausreichend Verbrennungsluft gesorgt sein. Wie das auszuführen ist, steht nirgends. Also das ist einmal diese erste Aussage - zumindest vom Gesetzgeber: Wenn ich eine Feuerstätte oder ein Heizgerät habe, muss ausreichend Verbrennungsluft zur Verfügung gestellt werden. Wie ich das jetzt mache, ist nicht näher definiert. Dafür gibt es dann Richtlinien, Normen, die das dann detaillierter festlegen, wie das auszuführen ist. Also wenn man jetzt hernimmt: Diese Lüftungsnorm für die kontrollierte Be- und Entlüftung. Da steht eindeutig drinnen: Bei einer kontrollierten Be- und Entlüftung ist vorzusehen eine externe Verbrennungsluftzufuhr. Das ist einmal die Grundaussage.
Für den Neubau ist auf jeden Fall eine externe Verbrennungsluftzufuhr vorzusehen, unterstreicht Rudolf Haselböck:
Rudolf Haselböck:
"Wenn es sich um einen Neubau handelt mit kontrollierter Be- und Entlüftung, dann ist es natürlich unbedingt notwendig, eine externe Verbrennungsluft zuzuführen, und ich würde hierbei auch aus sicherheitstechnischen Gründen so einen Druckwächter empfehlen. Ich würde auch einen Druckwächter einbauen."
Druckwächter als Sicherheitseinrichtung
Man kann aber auch durch eine externe Verbrennungsluftzufuhr nicht völlig ausschließen, dass es zu einem unzulässigen Unterdruck im Aufstellraum der Feuerstätte kommt. Eine weitere Sicherheitsmaßnahme ist daher, den Druck im Aufstellraum zu überwachen, also zu messen, und bei einem unzulässig hohen Unterdruck, in der Praxis ist das ein Unterdruck über 4 Pascal, die Lüftungsanlage abzuschalten.
Rudolf Haselböck:
Dann muss ich es einbauen, dann muss ich diesen Differenzdruckwächter einbauen. Aber ich würde auch sagen: Zur Sicherheit auch im Kachelofen. Also laut Norm ist es nicht Vorschrift, es reicht die externe Verbrennungsluftzufuhr. Empfohlen wird natürlich, dass ich auch hier einen Differenzdruckwächter einbaue bzw. durch eine eigensichere Anlage. Es gibt auch Lüftungsanlagen, die eigensicher sind, die selbst dann die Druckdifferenz messen und dann abschalten. Wenn das vorhanden ist, brauche ich das nicht, und wenn das nicht vorhanden ist: So ein Druckwächter wird empfohlen einzubauen.
Ist es vorgeschrieben oder lediglich empfohlen, einen Druckwächter einzubauen?
Rudolf Haselböck:
Wie gesagt: Empfohlen wird es von Seiten des Kachelofenverbandes oder auch meine persönliche Empfehlung ist, dass ich immer so einen Druckwächter einbaue. Vorgeschrieben ist es sehr wohl laut Norm bei allen Heizgeräten außer bei einem Kachelofen, bei einem Speicherofen. Dann kann man auf diesen Druckwächter verzichten. Wegen der Betriebsweise. Weil die Betriebsweise alle 12 Stunden 1 h 20 min wird der beheizt, und danach ist er zu.
Es gibt Druckwächter unterschiedlicher technischer Komplexität und Preisklassen wie Rudolf Haselböck und Wolfgang Leitzinger erläutern:
Rudolf Haselböck:
Der billigste kostet 150 € und nach oben offen natürlich. Und ganz wichtig: Es gibt verschiedene Varianten von Druckwächtern. Es gibt Druckwächter, die immer aktiv sind, immer den Unterdruck im Raum messen zum Außendruck. Und normalerweise schaltet der, wenn die Druckdifferenz zu außen 4 Pa überschreitet, schaltet er die Lüftungsanlage aus. Die zweite Variante von Druckwächtern: Die sind nur aktiv, wenn das Heizgerät aktiv ist, d.h.: Im Verbindungsstück, das ist zwischen Heizgerät und Schornstein, sitzt das Verbindungsstück, da sitzt jetzt ein Temperaturfühler drinnen, und wenn hier eine Temperatur gemessen wird größer 50, 60 das kann man einstellen, oder 100, ist dieser Druckwächter aktiv. Nur dann schaltet er die Lüftungsanlage aus.
Ing. Wolfgang Leitzinger:
"Es gibt so Lösungen, wo die Lüftungsanlage automatisch wieder einschaltet, wenn dieser Druck wieder überschritten wird, wenn also wieder positiver Druck vorhanden ist. Das Ganze wird alles mit einer Zeitverzögerung gekoppelt, also damit das nicht ständig aus- und einschaltet. Es gibt auch Lösungen, die einfach ausschalten und dann einfach auf eine Eingabe vom Nutzer warten, dass der Nutzer die Anlage wieder einschaltet, aber üblicherweise passiert das automatisch."
Kohlenmonoxidmelder als Sicherheitseinrichtung
Gehen wir davon aus, dass trotz aller Vorsichtsmaßnahmen Abgas in das Rauminnere ausgetreten ist. Die absolut letzte Barriere im Sicherheitskonzept, die uns dann noch vor einem fatalen Unfall schützen kann und die Bewohner alarmiert, ist ein Kohlenmonoxidmelder.
Ing. Wolfgang Leitzinger:
"Das wäre nur so: Wenn man wirklich im Aufstellraum schläft. Es kann ja passieren, dass dort Gäste schlafen oder so und der Ofen extra angeheizt wird für den Fall. Dann hat der Kohlenmonoxidwächter die Aufgabe rechtzeitig zu alarmieren, falls wirklich eine Sicherheitseinrichtung versagen sollte."
"Nein, man muss nur schauen, dass die Systeme aufeinander abgestimmt sind und dass es entsprechende Sicherheitseinrichtungen gibt, wenn die notwendig sind. Wie gesagt: Immer die Empfehlung, einen Kohlenmonoxidwächter, weil der kostet wenig Geld, ist einfach installierbar und bietet sozusagen die zweite Sicherheit, sozusagen, wenn ein Sicherungssystem versagt, dass man noch die Möglichkeit hat, zu reagieren, also sprich: Jetzt in der Nacht zum Beispiel, wo die Personen schlafen, dass man dann entsprechend alarmiert wird, wenn es zu einem möglichen Störfall kommt."
Wie meldet einen Kohlenmonoxidmelder die Gefahr?
Ing. Wolfgang Leitzinger:
"Er gibt ein akustisches Signal ab, und das sollte man dann schon hören und wach werden."
Rudolf Haselböck vom österreichischen Kachelofenverband legt eindringlich nahe , den Kohlenmonoxidmelder in jedem Fall vorzusehen:
Rudolf Haselböck:
"Diesen Kohlenmonoxidwächter würde ich auf jeden Fall machen, wenn ich jetzt auch einen Kachelgrundofen habe, wo ich ja hier jetzt sage: Okay, ich habe diesen Kachelgrundofen, es ist nicht notwendig oder nicht vorgeschrieben oder die Norm sagt nicht, hier dass ich einen Differenzdruckwächter einbaue, aber so einen Kohlenmonoxidwächter würde ich dann in diesem Aufstellraum, wo der Ofen steht auf jeden Fall hinstellen."
Und wo sollte der Kohlenmonoxidmelder angebracht sein?
Rudolf Haselböck:
"Grundsätzlich reicht es in diesem Aufstellraum. Wenn man jetzt natürlich einen Kachelofen hat, einen Kachelgrundofen, der ist meistens für mehrere Räume gebaut: Beispielsweise im Vorraum wird beheizt, dann geht über die Küche über das Wohnzimmer über mehrere Räume - ist auch zu empfehlen, das man so den Ofen baut, dass man so viele Reime wie möglich abdeckt, da müsste man dann eigentlich in jedem Raum so einen Kohlenmonoxidwächter hinstellen."
Ing. Wolfgang Leitzinger:
"Die Lage vom Kohlenmonoxidwächter ist eigentlich relativ beliebig. Laut Experten sollte er in mittlerer Höhe angebracht werden, also nicht so wie man glaubt in Bodennähe oder so sondern einfach in mittlerer Höhe. Damit hat man eigentlich fast alles abgedeckt."
Was bedeutet "raumluftunabhängig"?
Im Zusammenhang mit Lüftungsanlagen und Feuerstätten fallen häufig die Begriffe "raumluftabhängige" bzw. "raumluftunabhängige Feuerstätte". Im selben Atemzug wird oft auch der Begriff der "externen Verbrennungsluftzufuhr" benutzt. Es ist wichtig, die Begriffe externe Verbrennungsluftzufuhr und raumluftunabhängig voneinander zu unterscheiden, da das eine mit dem anderen assoziiert wird, die beiden Begriffe aber deutlich unterschiedliche Bedeutung haben. Intuitiv könnte man meinen, dass, wenn eine Feuerstätte mit externer Verbrennungsluftzufuhr vesorgt wird, sie ja eben raumluftunabhängig sei, weil sie aus dem Aufstellraum keine Verbrennungsluftzufuhr mehr bezieht. Dem ist nicht so, vielmehr stellt eine externe Verbrennungsluftzufuhr nur sicher, dass im Bedarfsfall ausreichend Verbrennungsluft über diese Zufuhr bereitgestellt werden kann. Das schließt aber nicht aus, dass bei entsprechenden Druckverhältnissen auch aus dem Aufstellraum über Undichtheiten der Feuerstätte Verbrennungsluft angesaugt wird. Kurz: Eine externe Verbrennungsluftzufuhr macht keine Aussage darüber, wie dicht die Feuerstätte ist. Nur wenn die Dichtheit der Feuerstätte überprüft wurde, kann das Gerät als raumluftunabhängig bezeichnet werden.
Kachelgrundöfen beispielsweise, also gemauerte Öfen, sind aufgrund ihrer Bauweise sehr dicht.
Besonders kritische Gefahrensituationen
Es gibt einige Gefahrensituationen, die im Zusammenhang mit der Be- und Entlüftung von Wohnungen besonders hervorzuheben sind. Zunächst ist überall Vorsicht angesagt, wo man es im Bestand mit alten Feuerstätten zu tun hat:
Ing. Wolfgang Leitzinger:
"Was wirklich gefährlich ist: Wenn ich wirklich sehr alte Öfen, sozusagen alte Kachelöfen usw. betreibe in einem sehr dichten Gebäude und dann vielleicht ein Abluftsystem habe, also zum Beispiel einen Fortluftdunstabzug in der Küche und den gleichzeitig betreibe während des Anheizens des Ofens, weil da werden relativ große Luftmengen abgesaugt, und die können dann auch teilweise nicht durch ein undichtes Gebäude nachströmen: Da kommt es dann schon sehr oft zu Unfällen. Bei Wohnraumlüftung und Öfen mit geringerer Leistung ist es schon relativ tolerabel wenn die Verbrennungsluftmenge, die ich brauche, relativ gering ist. D.h. die Öfen sind von sich aus schon relativ dicht. Es kann eigentlich nur ein Problem entstehen, wenn ich wirklich die Tür offen lasse zum Beispiel, also die Verbrennungslufttür, also die Tür zum Verbrennungsraum beim Anheizen vergesse zu schließen, und dann durch diese Türe durch Unterdruck was austritt."
Hilfreiche Quellen
- Komfortlüftungsinfo Nr. 6, Lüftung und Feuerstellen im Wohnraum. 1. Okt. 2013. url: http://www.xn--komfortlftung-3ob.at/fileadmin/komfortlueftung/EFH/komfortlueftung.at_-_Info_Nr._6_Feuerstellen_im_Wohnraum_V_2.0.pdf (besucht am 03. 04. 2016)
- Komfortlüftungsinfo Nr. 7, Komfortlüftung und Dunstabzugshaube. 15. Feb. 2014. url: http://www.xn--komfortlftung-3ob.at/fileadmin/komfortlueftung/EFH/komfortlueftung.at_-_Info_Nr._7_Dunstabzugshauben_EFH_V_2.0.pdf (besucht am 03. 04. 2016)
- Österreichischer Kachelofenverband. url: http://www.kachelofenverband.at